Was ist der Baustoff der Zukunft? Jean-Marc Casu, Experte aus unserem Team "Technisches Marketing", hat sich die Frage genauer angeschaut.
Ein immer wieder diskutiertes Thema bei Planern im Rahmen der Realisierung von Bauobjekten ist die Fragestellung, ob der Holzbau oder der Massivbau die geeignete Bauweise der heutigen Zeit ist bzw. der Zukunft sein wird. Dabei treffen zwei Lager aufeinander, die beide überzeugende Argumente für die jeweilige Bauweise liefern. Grundsätzlich überwiegt im deutschsprachigen Raum historisch der mengenmäßige Anteil erfolgreich umgesetzter Bauprojekte in Massivbauweise, schon allein aufgrund der Gesamtkosten für ein Bauwerk, das mit Stahlbeton-Bauteilen bzw. tragenden Elementen aus Mauerwerk konstruiert wurde.
Aber auch materialbedingt liefert Beton bzw. Stahlbeton eine höhere Traglastkapazität gegenüber statischer Einwirkungen. Gerade bei mehrgeschossigen Bauwerken ist dies ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium. Auch der Schall- und Brandschutz sind Themen, die Befürworter des Massivbaus gerne anbringen. Allerdings gibt es innerhalb der verschiedenen Holzbauweisen Unterschiede, was die Widerstandsfähigkeit gegenüber Brandeinwirkung angeht und die eine oder andere Holzbauweise dabei sogar verhältnismäßig erstaunlich gut abschneiden lässt.
Gegenüberstellung der Bauweisen
Die Entwicklungen der letzten Zeit durch politische Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und das damit gesteigerte Bestreben ressourceneffizienterer Planung von Kommunen und Fachplanern bringen die Betrachtung bei der Gegenüberstellung der beiden Bauweisen allerdings auf eine erweiterte Ebene. Dazu trägt auch das veränderte Umweltbewusstsein der Gesellschaft bei. Neben dem angenehmen Raumklima oder der ansprechenden, charakteristischen Filigranität der Holzbauweise, ist das aufstrebende Umwelt-Image von Holz- bzw. Holzhybridbauwerken aufgrund ihres niedrigeren CO2-Fußabdrucks, von wachsender Bedeutung. Aber auch die mit dem Holzbau verbundene, kürzere Bauzeit durch simple Montage vorgefertigter, leichter Elemente bringt einen klaren Vorteil auf der Zeitachse der Bauplanung mit sich. Zudem sehen sich Bauherren oftmals durch die typischen Herausforderungen des Massivbaus konfrontiert.
Dazu gehören beispielsweise neben der Montage massiger Stahlbetonbauteile diverse Vorbereitungsprozesse auf der Baustelle oder im Fertigteilwerk, wie vor allem die Bewehrungsmontage durch Facharbeiter, an denen es immer mehr mangelt. Solche Unterschiede der verschiedenen Bauweisen spielen oftmals eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung, ob das Haus für die nächsten Familiengenerationen aus Holz oder Beton gebaut wird.
Gemäß aktueller Untersuchungen ermöglicht eine Konstruktion aus reinem Holz gegenüber Stahlbetonbauteilen eine reduzierte Co2-Emissionsbilanz um etwa 50 %. Diese Betrachtung müsste sinnvollerweise durch die Berücksichtigung von Fundamenten oder Ausbaumaterialien, wie Dämmung, konkretisiert werden.
Dauerhaftigkeit oder Kosteneffizienz
Die Tatsache, dass Bäume über ihre Lebenszeit zunächst Co2 aus der Atmosphäre aufnehmen und zum Ende wieder abgeben, bewegt viele Befürworter des Holzbaus dazu, das Holz vor dem Zeitpunkt der CO2-Abgabe rechtzeitig verbauen zu wollen. Dadurch wird neben dem verminderten CO2-Ausstoß auch das Freisetzen von hochgradig klimaschädigendem Methan durch den aufgeschobenen Verrottungsprozess deutlich verzögert. Damit kann diese äquivalente Co2-Menge im Baumaterial durch den Verbau von Holz eingespart werden. Solche Ansätze könnten zukünftig wahrscheinlich immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Das soll allerdings nicht bedeuten, dass der Beton als weltweit meistgenutzter Baustoff mit all seinen Vorteilen, wie insb. seine Dauerhaftigkeit oder Kosteneffizienz abgeschrieben ist. Es zeigt allerdings, dass der Hebel scheinbar im Material steckt und diese Erkenntnis gilt es zu nutzen unter gleichzeitiger Ausschöpfung aller anderen Vorteile, die auch weniger klimafreundliche Baustoffe mitbringen. Der Schlüssel für eine bessere Nachhaltigkeit im Bau ist also die Minimierung des Gesamtmaterialbedarfs bei gleichzeitiger Nutzung relevanter Vorteile der entsprechenden Bauweise an der richtigen Stelle.
Der richtige Materialmix
Somit kann aus unserer Sicht folgendes Fazit festgehalten werden: Der richtige Materialmix bringt die beste Lösung, im Allgemeinen aus Stahl, Beton und Holz. Es liegt in der Verantwortung der Bauherren und Planer, die richtige Wahl für das Material zu treffen, um eine ästhetische, kosteneffiziente und nachhaltige Bauweise umzusetzen, welche sich auch positiv auf die Ökobilanz des Gesamtbauwerks auswirkt.
Ganz wie im Fall des Bauvorhabens der JKU - Johannes-Kepler-Universität im österreichischen Linz. Dort wurde genau dieser Ansatz, des idealen Materialmix verfolgt, der sowohl Kosteneffizienz, als auch den Aspekt der Nachhaltigkeit insb. der Ressourceneffizienz berücksichtigt – und dies ohne auf die architektonischen Ansprüche von Planern und Bauherren verzichten zu müssen.